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Windfänger aus Hightech-Gewebe

Moderne Membransegel werden unter Vakuum laminiert

Moderne Segelyachten fangen den Wind mit Hochleistungssegeln ein. Geometrie, Material und Faserverlauf bis ins Kleinste berechnet. Um die verschiedenen Schichten der Hightech-Tücher zu verbinden, ist Vakuum unverzichtbar.

Die frühen Polynesier haben den Pazifik mit einfachen Auslegerbooten erobert. Ihre Segel bestanden aus einem Blattstreifengeflecht, gefertigt aus den Blättern des Pandanusbaumes. In anderen Weltgegenden verwendeten die Seefahrer Gewebe aus allen verfügbaren Fasern wie Leinen, Nessel, Wolle, Baumwolle oder SeideIn anderen Weltgegenden verwendeten die Seefahrer Gewebe aus allen verfügbaren Fasern wie Leinen, Nessel, Wolle, Baumwolle oder Seide. Sie nutzten die Kraft der Luftbewegung oft mehr schlecht als recht, denn die traditionellen Segeltücher waren alles andere als winddicht. Zudem sogen sie sich mit Wasser voll und waren nicht gegen Schimmel und Schädlinge gefeit.

Synthetische Fasern bringen die Dinge ins Rollen

Es ist also kein Wunder, dass sich Kunstfasern und Folien in der Segelfertigung schnell durchsetzten. Von der nostalgischen Anmutung abgesehen sind moderne Segeltücher den traditionellen Stoffen in jeder Hinsicht überlegen. Gegen das früher unvermeidliche Verrotten sind sie praktisch immun; sie sind viel leichter, trotzdem stabiler, und sie können den Wind porenfrei einfangen.

Auch deshalb sind heutige Yachten um ein Vielfaches schneller als die alten Segelschiffe. Dümpelten diese früher mit weniger als zehn Knoten über die Weltmeere, wurden beim America’s Cup schon über 50 Knoten (fast 100 Stundenkilometer!) erreicht. Auf die Segelflächen, die mehrere hundert Quadratmeter groß sein können, wirken bei kräftigem Wind entsprechend große Kräfte. Für klassisch gewebte Tücher – selbst aus modernen Kunststofffasern – wären sie viel zu groß.

Vielschichtig und dreidimensional

Die Antwort der Segelmacher auf die Anforderungen des modernen Segelsports sind Membransegel, auch Laminat- oder Foliensegel genannt. Ihre hochstabilen Fasern bestehen aus Hightech-Materialien wie modifiziertem Polyester, Aramid, Karbon oder Polyethylen. Diese Fasern werden auf eine dünne Trägermembran geklebt oder direkt in diese eingearbeitet. Sie werden so ausgerichtet, dass sie vor allem in Richtung der höchsten Lasten verlaufen. Weitere Schichten können zusätzliche Zugrichtungen abbilden. Bei großen Maxiyacht-Segeln kommen so bis zu 400 Lagen zusammen.

Die verschiedenen Schichten werden, oft in aufwendiger Handarbeit, in der gewünschten Weise angeordnet. Dabei erhalten die Segel auch das angestrebte dreidimensionale Profil. Die Verbindung zwischen den Lagen wird dann durch Laminieren hergestellt. Bei diesem entscheidenden Produktionsschritt wird das fast fertige Tuch mit einer Vakuumfolie umhüllt und mit Kunstharz getränkt. Damit dieses in alle Poren eindringen und sich optimal verteilen kann, wird die Folie mit einer Vakuumpumpe evakuiert. Der natürliche Luftdruck sorgt dann für den gleichmäßigen Anpressdruck und die perfekte Verteilung des verbindenden Materials.
Wie groß können Yachtsegel sein?

Die Frage lässt sich mit einer Zahl beantworten: 2.602 Quadratmeter (oder 28.010 Quadratfuß). So groß ist das derzeit größte einzelne Segel der sieben Weltmeere. Es ist der Spinnacker der einmastigen Yacht Perseus^3, die 2015 in der italienischen Werft Perini Navi gebaut wurde. Das Tuch wurde eigens für dieses Boot entwickelt, da für diese Größenordnung bis dahin kein ausreichend stabiles Gewebe verfügbar gewesen war. Seine Fläche übertrifft die Gesamtsegelfläche mancher majestätischer Dreimaster. Die Perseus^3 hat in dieser Hinsicht mit rekordverdächtigen 10.000 Quadratmeter ebenfalls einiges zu bieten. Der Mast, an dem die gigantischen Tücher hängen, gilt mit 75,8 Meter als der dritthöchste der Welt. Damit ist der Yacht die Passage durch den Panamakanal verwehrt: Sie ist zu hoch, um unter der Bridge of the Americas durchzufahren.