Feiner Duft aus Zitrusschalen
Vakuum sorgt für höchste Produktqualität
Ätherische Öle sind nicht nur flüchtige, sondern auch äußerst empfindliche Stoffe. Nur mit schonenden Destillationsverfahren lässt sich ihre besondere Qualität bewahren. Vakuum senkt den Siedepunkt und sorgt für feine Düfte.Wer das Etikett eines Earl-Grey-Tees studiert hat, ist dem Wort „Bergamotte“ schon einmal begegnet: Mit diesem Stoff sind die Teeblätter der beliebten Sorte aromatisiert. Es dürfte weniger bekannt sein, dass die Bergamotte eine Zitrusfrucht ist, die wahrscheinlich einer Kreuzung der Bitterorange mit der süßen Limette oder der Zitronat-Zitrone entsprang. Aus ihrer Schale wird ein ätherisches Öl mit dem charakteristischen Duft gewonnen. Es ist in praktisch allen Parfüms und vielen anderen Erzeugnissen der kosmetischen Industrie enthalten. Bei seiner Gewinnung spielen Vakuumpumpen von Busch eine entscheidende Rolle.
Die besten aus Kalabrien
Bergamotten werden hauptsächlich im süditalienischen Kalabrien geerntet, Bergamottöl wird fast ausschließlich dort gewonnen. Anscheinend verleihen die Eigenheiten dieses Landstrichs – sein Boden sowie ein Klima mit langanhaltend heißen Sommern, viel Regen im Frühling und milden Wintern – der Fruchtschale eine einzigartige Güte. Seit 2007 wacht zudem das Consorzio di Tutela del Bergamotto über die Qualität des kalabrischen Bergamottöls, das mit dem Siegel der Denominazione d’Origine Protetta (DOP) eine geschützte Herkunftsbezeichnung trägt. Auch aus den Schalen anderer Zitrusfrüchte werden in Kalabrien charakteristische Duftöle gewonnen.
Bergamottöl ist ein Gemisch aus mehreren Dutzend verschiedenen Verbindungen, darunter vor allem Terpene und andere Kohlenwasserstoffe. Um das Öl zu extrahieren, werden die Fruchtschalen zunächst zerkleinert, gepresst und in Zentrifugen von den Feststoffen getrennt. Danach wird das eigentliche Produkt aus dem verbliebenen „Rohöl“ destilliert. In sogenannten Dünnschichtverdampfern wird die Flüssigkeit als feiner Film über die beheizte Wand des Verdampfers geführt. So wird die Siedetemperatur in kürzester Zeit erreicht.
Siedepunkt auf Umgebungstemperatur
Um das empfindliche Produkt zu schonen, wird auch der Normaldruck-Siedepunkt von 159° Celsius abgesenkt, indem man im Inneren des Verdampfers ein Vakuum erzeugt. Die Hersteller greifen dafür häufig auf Vakuumlösungen von Busch zurück. Dank ihnen kann die
Destillation sogar bei Umgebungstemperatur stattfinden. Außerdem erlauben sie den Betrieb von Kurzwegdestillatoren – einer Variante der Dünnschichtverdampfer – die einen extrem niedrigen Druck benötigen.
Wie kam die Bergamotte in den Tee?
Die beliebteste Legende dazu: Bei einem Sturm geriet auf einem Segelschiff die Ladung durcheinander. Teeblätter wurden mit Bergamotten vermischt. Bevor man nun die wohl verdorbenen, aber teuren Kolonialwaren wegwarf, kam ein Soldat namens Earl Grey auf die Idee, das Gemisch aufzubrühen und zu probieren. Die Geschichte klingt gut, ist aber abwegig. Damit beide Erzeugnisse auf demselben Schiff befördert werden, hätte der Tee aus Kalabrien oder die Bergamotte aus China stammen müssen...
Wahrscheinlicher ist dies: Der asiatisch-europäische Teehandel wurde im 19. Jahrhundert zu einem Wegbereiter der Globalisierung. Allerdings kämpfte man mit dem Problem, das Aroma der feinen Blätter auf dem langen, feuchten Seeweg unbeschadet zu erhalten. Durch Aromatisieren mit verschiedenen Mitteln und Stoffen ließ sich die Haltbarkeit des Tees verbessern oder zumindest der muffige Ladungsgeruch übertünchen. Bergamotte erwies sich dafür als besonders gut geeignet.
Der britische Premierminister Charles Grey, ein englischer Graf (Earl), hob im Jahr 1833 das Monopol der East India Company im Teehandel mit China auf. Daraufhin purzelten die Preise, der Tee wurde für breite Masse der Bevölkerung erschwinglich. Die Benennung der beliebten Sorte war wohl eine volkstümliche Reverenz an die populäre Maßnahme des Politikers.